Es tauchen immer mal wieder Fragen auf, die manchmal gar nicht so leicht zu beantworten sind. Ich habe hier einmal welche gesammelt, die entweder besonders häufig gefragt werden - oder besonders interessant sind. Eine generelle Einführung findest Du im Artikel "Was ist Rollenspiel eigentlich".
Kann man zu sehr in eine Rolle hinein fallen und am Ende nicht mehr heraus kommen?
Das ist eine weit verbreitete Befürchtung. Tatsächlich habe ich das sogar mal von einer Psychologin gehört. Die besorgte Frage ob es mir nicht schwerfallen würde sich wieder auf die reale Welt zu konzentrieren. Die kurze Antwort war da: nein.
Tatsächlich ist es so: hätte ich damit wirklich ein Problem, sollte ich auch keine intensiven Filme schauen, keine Computer(rollen)spiele spielen und keine guten Bücher lesen. In alles kann ich tief, sehr tief eintauchen. Und ja, es kommt auch vor, dass ich im Nachgang noch eine Weile weiter "träume", so wie ich nach einem Kinobesuch auch noch ein Weilchen im Film sein kann.
Tatsächlich wird das Thema auch in Rollenspielforen öfter diskutiert.
Was kann ich denn machen damit ein Ausstieg gut klappt?
Der Ausstieg aus der Rolle geht in meiner Erfahrung dann am leichtesten, wenn ich im Anschluss noch mit jemandem darüber sprechen kann was im Spiel passiert ist. Man geht sozusagen sanft über die Metaebene aus dem Spiel raus. Ähnlich wie man sich vielleicht nach einem tollen Brettspielabend noch über die besten Züge unterhält.
Alternativ sich bewusst machen dass das Spiel zu Ende ist und sich noch eine Tasse Tee oder Kaffee erlauben um "runterzukommen".
Gibt es Dinge, die man beachten sollte, wenn man z.B. psychisch nicht ganz stabil ist
Grundsätzlich gilt: suche Dir Deinen Spielleiter und Deine Gruppe weise. Ihr solltet ähnliche Werte haben und es hilft ungemein, wenn der Spielleiter zumindest etwas Fingerspitzengefühl hat was Stimmungen am Tisch angeht.
Ansonsten gehört diese Frage ein bisschen zu der Frage darüber. Natürlich kann man sich auch in den Fantasiewelten verlieren. Das ist dann aber kein Problem des Rollenspiels an sich, sondern der Psyche des Menschen der spielt. Wenn man sich eine Parallelwelt aufbaut, die besser/schöner ist als die reale und sich dann da hinein flüchtet. Ich habe das bisher nur in einem Fall erlebt, dass ich den Eindruck hatte eine Person verkriecht sich eher in einem mächtigen Charakter und dessen Welt. Grundsätzlich ist wie immer das Maß entscheidend.
Wann man aufpassen sollte? Immer.
Dazu kommt, dass im Rollenspiel diverse Dinge geschehen können, die eine Person mit gewisser negativer Vorerfahrung triggern könnten. Für mich gehört deshalb zu jeder Runde eine Vorbesprechung, wo abgeklopft wird, wo für die einzelnen Personen die No Gos sind. Das muss auch nicht vor allen erzählt werden, es gibt auch Wege das nur dem Spielleiter zukommen zu lassen. Ehrlichkeit hilft, es ist keinem geholfen nichts zu sagen und dann in eine blöde Situation zu schliddern. In jedem Fall gilt ein No Go eines Spielers dann für alle. Es gibt ein paar krasse Themen wie z.B. Folter, die ich von meiner Seite aus sowieso generell ausschließen würde. Für mich gewinnt absolut niemand wenn solche Szenen Teil des Spiels sind. Außerdem gibt es bei mir immer die Option bei einer Szene zu sagen "Stop", aus welchen Gründen auch immer. Manchmal will der Spieler dann eben für die Szene raus gehen, manchmal ist es sinnvoller direkt zu fade to black zu springen.
Es hilft als Spielleiter auch, seine Spieler zu kennen und mögliche Triggerpunkte, die sich vielleicht gerade eben erst durch das Privatleben des Spieler ergeben haben, zu benennen und zu klären bevor es in solche Szenen geht.
Kann das Spiel auch helfen?
Ein interessanter Nebeneffekt ist, dass eben durch das Erleben im Rollenspiel auch eigene Themen angegangen werden können. Wenn ich einen Charakter habe, der mir etwas ähnlich ist und etwas ähnliche Themen mit sich herum schleppt, dann kann der Charakter Lösungen für sich finden - die vielleicht auch dem Spieler helfen können. Sei es, dass ich feststelle, dass Streits/Konflikte gar nicht so schlimm sind wie ich immer dachte. Oder dass es im Spiel keine richtigen und falschen Entscheidungen gibt, weil das Spiel trotzdem weiter geht.
Was ist das schönste Gefühl daran?
Für mich definitiv alle Szenen, die emotional aufgeladen sind. Konflikte so als allererstes Beispiel. Ich bin eigentlich ein Harmoniebärchen, aber im Rollenspiel finde ich Konflikte großartig, weil ich mich da so richtig austoben kann und das komische Gefühl im Bauch dabei nicht als belastend empfinde. Ich mag es wenn der Charakter sich verliebt, wenn es romantische Szenen gibt. Oder auch sehr traurige, wenn ein lange Jahre gespielter Charakter stirbt. Oder auch die Szenen, wenn sich einer für den anderen in die Bresche wirft und sich in Gefahr begibt um jemand anderen zu retten. Gänsehaut!
On top sind die meisten dieser Geschichten ja auch so aufgebaut, dass man (bzw der eigene Charakter) Spuren in der Spielwelt hinterlässt, also wirklich einen Einfluss hat. Meist geht es um den Kampf gegen einen (übermächtigen) Feind in irgendeiner Form.
Wie divers sind denn die "Mitspieler"
Das Vorurteil mit den Techniknerds ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Zumindest ist in den Kreisen die Rollenspielerdichte etwas höher. Die größte Gruppe machen aber wohl Schüler generell aus, Studenten sowieso (da eben vermehrt die technischen Studiengänge, aber ich habe schon aus jeder Fakultät jemanden am Spieltisch gehabt). Etwas verwunderlich auf den ersten Blick ist es wohl wenn man Anwälte und Richter sieht. Aber die benötigen vermutlich genauso einen kreativen Ausgleich wie die "Techniker".
Ein Gedanke zu „4 Fragen zum Rollenspiel“