Was wäre wenn... ich einen Tag als Mann verbringen würde. Am Weltfrauentag vielleicht. Der, so mein Eindruck, für die Meisten sowieso nur ein normaler Tag ist. Oder? Schauen wir doch mal.
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(M)ein Tag als Mann am Weltfrauentag
Eine Anmerkung vorweg: ich werde tief, sehr tief in die Klischeekiste greifen und ein bisschen (sehr) überzeichnen.
Beginnen wir beim...
Frühstück
Die Dusche hat gut getan. Die frischen Sachen hängen schon im Bad und ich kann sie gleich anziehen. Im Wohnzimmer schauen die Kinder gerade Fernsehen. Ich gehe in die Küche, wo die Kaffeemaschine schon mit frischem Kaffee auf mich wartet. Auf dem Tisch stehen Brot und Belag und vier Teller. "Was wollt ihr zur Schule mitnehmen?" ruft meine Frau ins Wohnzimmer. "Nur Brot!" - "Für mich bitte auch ein Apfel", ruft es zurück. "Und zum Frühstück?" - "Müsli!"
Ich schmiere mir schnell ein Brot, ich habe es eilig heute. Meine Frau drückt mir noch eine Banane zum Mitnehmen in die Hand, als ich nach hastig getrunkenem Kaffee mit angebissenem Brot zur Tür eile. Schon so spät! Und das erste Meeting ist schon gleich um 8! Und meine Frau braucht das Auto weil Paul... nein, Michi zum Karate geht heute und sie dran ist mit 'Fahrdienst'. Also auf zur...
Arbeit
Seltsam, direkt hinter dem Tor stehen ein paar Männer und Frauen und verteilen rote Rosen. An die Kolleginnen. Was ist denn los? "Weltfrauentag", erklärt mir eine Kollegin, mit Rose in der Hand. "Oh. Ja. Stimmt." Da war ja was. Aber warum? Meine Kolleginnen sind doch voll integriert, machen ihren Job gut, niemand guckt sie komisch an. Oder was soll dieser Tag jetzt bezwecken? Etwas ratlos folge ich meiner Kollegin in unser Büro. Aber dann ist so viel zu tun, dass ich gar nicht mehr dazu komme mir über die Rose Gedanken zu machen. Ich bin eh nicht so der Fan von Blumen und das Meeting muss vorbereitet werden.
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Der Chef ist zufrieden mit dem Meeting. Und hat gleich ein paar weitere Wünsche für die nächste Präsentation. "Am besten lassen Sie wieder Frau Schneider die Folien machen, die hat ein gutes Auge dafür." Das stimmt zwar, dafür aber auch sehr genaue Vorstellungen davon wie die entsprechenden Grafiken auszusehen haben, damit sie optisch passen. Das nervt etwas.
Der Rest des Arbeitstages ist etwas hektisch, aber immerhin gibt es keine unangenehmen Überraschungen. Und ich komme heute endlich mal wieder pünktlich aus dem Büro. Wie schön.
Daheim
Als ich nach Hause komme ist niemand da. Seltsam, aber dann fällt mir ein dass ja heute Karate ist. Dann sind wohl beide Kinder da. Ich mache mir einen Kaffee und setze mich an meinen Rechner. Zeit um ein bisschen zu entspannen. Mario Cart mit ein paar Freunden, das geht immer.
"Schatz? Bist du schon da?" ruft es plötzlich von der Tür. "Ja!" rufe ich zurück. Ist es schon so spät? Tatsache, fast 18 Uhr. "Was gibt's denn zu essen?" ....
Verlassen wir den Tag mal
So in etwa würde ich mir einen (überzeichneten) normalen Tag als Mann vorstellen. Sich darum kümmern rechtzeitig zur Arbeit zu kommen, dort einen guten Job abliefern. Danach Freizeit. Und teilweise nicht einmal ein Bewusstsein dafür, dass es ein Ungleichgewicht gibt. In der Verteilung der Aufgaben. Beim Mental Load. Bei der Care Arbeit. Ich habe extra offen gelassen ob die Frau dieses Mannes auch arbeiten geht. Unwahrscheinlich ist es nicht, damit wird die Verteilung dann noch schiefer.
Gleichberechtigung? Nicht so ganz. Aber man darf ja träumen.
Und genau darum geht es. Echte Gleichberechtigung. Nicht nur auf dem Papier. Ja, es ist viel passiert, aber wir sind immer noch weit davon entfernt.
Dieser Beitrag nimmt an der Blogparade von familienleicht teil.