Wie geht gute Förderung?

Vorweg: ich beziehe mich hier rein auf freiwillige Förderung durch Eltern, Erzieher und andere.

Viele Einrichtungen werben mit ihrer Förderung für Kinder, teilweise schon für die ganz Kleinen. Als Eltern ist man oft geneigt, auf diesen Zug aufzuspringen um dem Nachwuchs die besten Chancen gleich von Anfang an zu ermöglichen. Fördern ist doch etwas Gutes, das kann ja nur helfen, später, im Wettbewerb. Oder?

Entsprechend sehen die Angebote dann aus: Musikschule für Krabbelkinder, Englisch für Kindergartenkinder, Vorschulprogramme die eigentlich schon das erste halbe Schuljahr abdecken…

Aber: wem hilft das? Den Kindern, die sich vielleicht gerade gar nicht für die Angebote interessieren? Oder eher den Eltern, die eine diffuse Angst vor der Zukunft umtreibt?

An sich ist jedes Kind von sich aus auf lernen programmiert. Es braucht „nur“ die richtigen Anreize und die zur richtigen Zeit. Nämlich dann, wenn es sich für ein Thema interessiert. Will ein Kind Lesen lernen, dann wird es das tun (außer ich versuche es aktiv daran zu hindern). Eine Fremdsprache erlernt es auch, wenn es das möchte, und das viel leichter als wenn es von außen vorgegeben wird.

Wie geht also gute Förderung, wenn die Kinder „gar nicht wollen“? Nach Zeit- und Lehrplan eher nicht. Wohl aber, indem man jedes Kind individuell beobachtet und den Neigungen entsprechend Dinge anbietet. Es interessiert sich für Buchstaben? Es gibt Dutzende spannende Dinge, die man daraus machen kann. Es backt gern? Super, da lernt es gleich auch noch Mengen und Gewichte.

Sich zurückzuhalten und nach dem Kind zu richten hilft auch hier. Abwarten, beobachten, Angebote machen und ansonsten Vertrauen ins Kind haben.

Friedvolle Elternschaft und Hochbegabung – geht das?

Vielleicht ist es eine komische Frage, aber ich erlebe immer wieder, dass von Kindern, die sich durch Intelligenz hervor tun, auch mehr verlangt wird als von Gleichaltrigen verlangt würde – emotional und körperlich gesehen. Da wird dann nicht das Kind als Ganzes gesehen, sondern von einer Eigenschaft auf den Rest geschlossen. Weil das Kind so pfiffig ist, muss es ja auch gut in der Schule sein. Oder gerne teilen. Oder „verstehen dass man nicht haut“.

Aber auch ein (kognitiv) hoch begabtes Kind ist zunächst erst mal ein Kind. Es lernt vieles erst noch. Und möchte gesehen werden. Es hat wahrscheinlich andere Bedürfnisse was seinen Wissensdurst angeht. Aber es möchte auch dazugehören und das ohne sich verbiegen zu müssen.

Leider sind immer noch sehr viele Erwachsene der Meinung, dass das Kind sich anpassen müsse. Dass man es vorbereiten müsse auf die Gesellschaft. Das Kind lebt aber bereits seit seiner Geburt in der Gesellschaft. Es merkt durchaus, dass es „anders tickt“ als viele Gleichaltrige. Und genau da wäre es fatal zu verlangen, dass das Kind sich anpassen müsse. Denn das vermittelt ihm, es wäre falsch, wie es ist.

Jedes Kind ist richtig, so wie es ist. Es ist manches mal herausfordernd, ja, aber ist es wirklich lohnend das Selbstwertgefühl des Kindes auf’s Spiel zu setzen? Ganz besonders bei Kindern, die wissen oder spüren dass sie „irgendwie anders“ sind?

Ich glaube, dass friedvolle Elternschaft gerade bei hochbegabten Kindern sehr sehr wertvoll ist. Das Gefühl auf Augenhöhe diskutieren zu können, argumentieren zu dürfen, gehört zu werden. Das ist es, was meiner Meinung nach hochbegabten Kindern allzu oft fehlt.