Ich versuche die aktuelle Situation heute einmal aus dem Blick "März 2021 - zurück aus der Zukunft" zu beleuchten. Sie ist, vielleicht, ein bisschen positiver eingefärbt als vielen gerade zu Mute ist. Aber ich mag positives Denken und ich sehe die Krise gerade, neben dem ganzen Mist den sie bringt, auch als Chance für die Gesellschaft.
Was bis zum März 2021 alles geschah
Jeder zeigte sein wahres Gesicht
Nicht jeder ging mit einer Krise gleich um. Manche gerieten in Panik und hamsterten alles Mögliche, am liebsten Klopapier und Nudeln, aber auch andere Hygieneartikel und Fertiggerichte waren sehr begehrt. Andere besannen sich auf innere Werte und versuchten, trotz physischer Distanz, soziale Nähe aufrecht zu erhalten. Für die Politik war die Krise ein Prüfstein: Jede Aktion wurde genauestens beobachtet und bewertet. Manche nett gemeinten Aktionen gingen eher nach hinten los, da jetzt auch viele der schlecht bezahlten Berufe wirklich realisierten, welch wichtige und systemrelevante Arbeit sie da tun. Ein einfaches "applaudieren für die Pflegekräfte" erschien da eher wie ein Hohn. Erste Regungen in Form von Petitionen zeigten sich, um auf Missstände aufmerksam zu machen und Forderungen für während und nach der Krise zu stellen.
Schule - Anwesenheit ist Pflicht?
Familien stellten fest, dass ihre Kinder sich veränderten, als sie nicht mehr zur Schule gingen. Plötzlich ging es nicht mehr darum, eine bestimmte Art von Lehrstoff zu einer festgelegten Zeit zu verinnerlichen - außer man hielt sich strikt an ebenso strikte Vorgaben von wirklich strikten Schulen. Kinder, so lernte man, lernten ganz von selbst Dinge. Nicht immer das, was auf dem Lehrplan stand, aber doch teilweise mit erstaunlicher Hartnäckigkeit. Es wurden sogar Wege gefunden, sich trotzdem mit Freunden zu treffen, zwar nur virtuell, aber immerhin.
Lehrer stellten fest, dass Schüler auf neue Ideen kommen, wenn man offenere Aufgaben stellt. Es stellte sich eine andere Form von Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ein.
Jetzt, 2021, ist Schule ist nicht mehr mit Anwesenheitspflicht verknüpft. Es gibt virtuelle Klassen. Freilerner und Homeschooler sind erlaubt, wenn auch noch mit einer Menge Bürokratie versehen (so ganz können wir dann doch nicht aus unserer Haut). Die "alte Form" der Schule gibt es ebenfalls noch, es ist aber jetzt eine von vielen Möglichkeiten.
Schöne neue Arbeitswelt
Arbeitgeber realisierten, dass Homeoffice tatsächlich funktioniert, dass Abgabetermine trotz allem gehalten werden. Meetings müssen nicht zu 100% vor Ort stattfinden, eine Videokonferenz kann durchaus ausreichen. Einige Arbeitnehmer wirkten entspannter aufgrund der wegfallenden Pendelei. Andere schienen mehr angespannt. Und man gewöhnte sich an das Geräusch und den Anblick spielender Kinder im Hintergrund. Tatsächlich war das weit weniger oft ein Problem, als man allgemein vorher geglaubt hatte.
Es begannen sich mehr und mehr Arbeitgeber mit der Möglichkeit flexiblerer Arbeitsplätze und -zeiten auseinander zu setzen. Und es geschah ein Umdenken in Bezug auf die Niedriglöhne, man brauchte plötzlich einen Plan B um die Menschen, die sonst saisonal wenig beliebte Arbeiten übernahmen, durch lokale Kräfte zu ersetzen und das möglichst unbürokratisch.
Die systemrelevanten Berufe bekamen mehr Aufmerksamkeit. Und nicht nur das, es wurde auch an höherer Wertschätzung durch bessere Bezahlung gearbeitet. Es ist noch ein Weg zu gehen, aber der Anfang wurde gemacht.
Tipps aus der Zukunft
Die Krise als Chance
Ich höre schon die Stimmen, die mich fragen: Chance? Wir dürfen kaum raus gehen, die Arbeit wird mich vermutlich kündigen, ich weiß nicht, wie ich die Miete bezahlen soll und Du redest von einer Chance? Geht's noch?
Nur mal als Versuch des Umdenkens: Der Job, der jetzt gerade auf der Kippe steht, hast Du ihn wirklich gerne gemacht? Oder ist das jetzt eventuell der Schubs, sich (endlich) etwas anderes zu suchen? Ich sage nicht, dass es leicht wird, ich versuche nur die Perspektive zu verschieben. Ist ein Arbeitgeber, der so agiert, wirklich jemand, bei dem Du langfristig bleiben willst?
Kannst Du mit Deinem Vermieter reden, vielleicht eine individuelle Lösung finden für die aktuelle Situation?
Gibt es eventuell sogar Hilfsprojekte, die sich gerade jetzt gründen - oder von Dir initiiert werden können -, die Leuten in miesen Situationen helfen können?
Denkt an die Empathie!
Erinnert Euch an das Wichtigste: Empathie. Anderen gegenüber, aber gerade auch Euch selber! Ja, die Situation ist großer Mist und es ist ok so zu fühlen. Auch wenn es "anderen aber schlechter geht". Dein Leben, Deine Gefühle. Sei nett zu Dir. Tue, was Dir hilft, soweit es möglich ist.
Und wenn es Dir selber einigermaßen gut geht, dann hast Du auch die Ressourcen, Dich um andere zu kümmern. Sei es in Gedanken oder real.
Es ist wichtig, dass wir als Menschen gerade zusammenhalten. Uns helfen. Andere nicht verurteilen. Neue Wege finden sich dann, wenn wir zusammen danach suchen; nach einem Weg, der für alle gangbar ist.
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