Problemgebirge und Täler der sinkenden Zuversicht

Wie sieht so ein Problemgebirge aus?

Das ist tatsächlich sehr verschieden, die einzelnen Berge sind allerdings doch irgendwie ähnlich: Kinder(betreuung), Job, Partnerschaft, Familie, Freizeit & Hobby, Finanzen, Gesundheit. Alles hängt irgendwie zusammen, gerät eins aus der Balance, fühlen wir uns nicht mehr so gut, es bleibt aber meist noch machbar.

Gemein wird es, wenn sich mehrere Probleme zur selben Zeit auftun und wenn sie dann auch noch miteinander zusammenhängen. Zum Beispiel wird es schwierig, wenn es finanziell eh schon eng ist, die Betreuung der Kinder nicht mehr gesichert ist und man eigentlich, um das abzufangen, den Job aufgeben müsste. Klingt das bekannt?

Problemgebirge

Mein Hintergrund dabei

Anfang des Jahres steckte ich in einem ziemlichen Tief. Probleme türmten sich rechts und links und rundherum um mich auf. Außerdem war jedes irgendwie miteinander verknüpft, keines so richtig einzeln anzupacken. Ich wusste wirklich nicht mehr was ich noch tun konnte eh der Berg zusammenstürzen würde. Da war klar: ich benötige Hilfe von außen, jemanden, der auf meine Situation von außen gucken kann und mir Hinweise geben kann wo vielleicht doch was geht.

Tatsächlich habe ich an einem Rad gedreht mit einem Mut, den ich ohne die Hilfe nicht gehabt hätte. Damit löste sich gleich ein zweites Thema weit genug, um handelbar zu werden. Aus dieser Entspannung heraus war ich dann wieder selber handlungsfähig. Und deutlich mutiger als zuvor.


Dieser Mut, zusammen mit der Entspannung der Situation, war es dann auch, der mir ganz neue Wege eröffnete. Diesen Blog zu beginnen ist einer dieser neuen Wege. Ich kenne meine Stärken nun viel besser. Ich weiß auch wann ich selber Hilfe von außen brauche und kann diese auch annehmen.

Eine meiner Stärken ist es, dass ich die Problemgebirge, in denen sich andere Menschen befinden, ziemlich gut erfassen kann.  Ich weiß, wie sich das anfühlt - aber auch dass es möglich ist dort wieder heraus zu kommen. Ich reiche gerne die Hand, damit andere aus ihrem Tief herauskommen.

Wie geht gute Förderung?

Vorweg: ich beziehe mich hier rein auf freiwillige Förderung durch Eltern, Erzieher und andere.

Viele Einrichtungen werben mit ihrer Förderung für Kinder, teilweise schon für die ganz Kleinen. Als Eltern ist man oft geneigt, auf diesen Zug aufzuspringen um dem Nachwuchs die besten Chancen gleich von Anfang an zu ermöglichen. Fördern ist doch etwas Gutes, das kann ja nur helfen, später, im Wettbewerb. Oder?

Entsprechend sehen die Angebote dann aus: Musikschule für Krabbelkinder, Englisch für Kindergartenkinder, Vorschulprogramme die eigentlich schon das erste halbe Schuljahr abdecken…

Aber: wem hilft das? Den Kindern, die sich vielleicht gerade gar nicht für die Angebote interessieren? Oder eher den Eltern, die eine diffuse Angst vor der Zukunft umtreibt?

An sich ist jedes Kind von sich aus auf lernen programmiert. Es braucht „nur“ die richtigen Anreize und die zur richtigen Zeit. Nämlich dann, wenn es sich für ein Thema interessiert. Will ein Kind Lesen lernen, dann wird es das tun (außer ich versuche es aktiv daran zu hindern). Eine Fremdsprache erlernt es auch, wenn es das möchte, und das viel leichter als wenn es von außen vorgegeben wird.

Wie geht also gute Förderung, wenn die Kinder „gar nicht wollen“? Nach Zeit- und Lehrplan eher nicht. Wohl aber, indem man jedes Kind individuell beobachtet und den Neigungen entsprechend Dinge anbietet. Es interessiert sich für Buchstaben? Es gibt Dutzende spannende Dinge, die man daraus machen kann. Es backt gern? Super, da lernt es gleich auch noch Mengen und Gewichte.

Sich zurückzuhalten und nach dem Kind zu richten hilft auch hier. Abwarten, beobachten, Angebote machen und ansonsten Vertrauen ins Kind haben.

Schulwahl – welche Schule für mein Kind

Ich muss zugeben, von dem Thema Schule sind wir noch ein Stück entfernt mit einem Kann-Kind, das erst kommendes Jahr 6 wird. Trotzdem habe ich mich schon einmal mit dem Thema beschäftigt, da mir recht klar ist, dass unsere hiesige Regelschule vermutlich nicht der Weg der Wahl ist.

Den Anstoß dazu hat mir mein Sohn selbst gegeben. Er lernt das, was ihn interessiert – und verweigert so ziemlich alles an Anforderungen für Aktivitäten, die er nicht mag. Er hasst es korrigiert zu werden. Er lernt nicht durch probieren, sondern durch lange zugucken, bis er es zum ersten Mal selber versucht. Dann klappt es auch meist sofort. Er weiß ziemlich genau wo seine (motorischen) Grenzen sind und kann recht gut einschätzen ob das, was er machen will, ihm schon möglich ist. Ist es das nicht, fängt er auch nicht an. Oder er ist schnell frustriert, wenn es eben nicht sofort klappt.

Dass er aber lernen will und sich interessiert, das ist sehr gut zu merken. Er stellt viele Fragen und merkt sich die Antworten auch sofort. Er beobachtet genau und erkennt viele Details. Eine Zeit lang waren Buchstaben interessant und Zahlen, dann Bäume und Automarken, dann “was alles schwimmt und was nicht” (die Forschungen sind noch nicht abgeschlossen ? ). Allerdings lernt er das nicht nach Stundenplan, sondern so zwischendurch wie es ihn gerade interessiert. Und ich bin mir bei ihm sehr sicher, dass er unter äußerem Zwang ganz schnell gar nicht mehr lernen mag, zumal er Dinge recht flott begreift und sehr schnell gelangweilt ist bei Wiederholungen.

So, aber was tun, wenn die Regelschule viele Wiederholungen vorsieht, der Kindergarten schon vorbereiten will mit “Stillsitzen üben”? Das war der Punkt, an dem ich mich mit anderen Schulformen auseinander gesetzt habe und damit, wie Lernen überhaupt “funktioniert”. Aus meiner Schulzeit weiß ich noch, wie viel vom Lehrer abhängt: ist er begeistert dabei, kann er auch bei so trockenen Themen wie Politik die Schüler mitreißen. Stimmt die Chemie nicht, wird es schwieriger. Aber das allein macht den Lern-Erfolg nicht aus. Lernen geschieht aus dem Inneren heraus: interessiert mich etwas, bin ich motiviert, mehr darüber zu erfahren. Man sehe sich nur mal das Wissen an, was viele Kinder im Vorschulalter über Dinosaurier (oder Pokemon, oder Feen, oder ähnliches) anhäufen. Der Wille zu lernen ist also da, bei allen Kindern. Nur ist weder das Wissen über Dinosaurier (außer in Geschichte und evtl Biologie), Pokemon oder Feen besonders “schultauglich” – aus Sicht der Regelschule.

Es gibt aber Schulen, an denen weniger Wert auf Stundenpläne, bestimmte Inhalte zu bestimmten Zeiten und Notenvergabe gelegt wird. Wo das Vertrauen in den Lernwillen der Schüler extrem hoch ist und die Bewertungsfreude extrem niedrig. Die bekanntesten Schulformen sind wohl Montessori und Waldorf, wobei auch dort eine Menge von der Umsetzung des Konzeptes abhängt. Seit neuestem kommen noch verschiedene freie und demokratische Schulen dazu. Auch dort hängt es, wie immer, von Konzept und Lehrpersonen ab.

Man kommt also keinesfalls darum herum, sich genauer anzuschauen was sich hinter dem Konzept verbirgt. Zumindest hier in der Gegend wird ein Tag der Offenen Tür angeboten und ein Informationsabend (letzterer auch an den Regelschulen). Es lohnt sich, dort hinzugehen, ganz besonders wenn man noch nicht sicher ist welche Schule es werden soll. Nehmt Euch Zeit. Fragt Eltern, die dort schon Kinder haben, wenn möglich.

Wer sagt denn, dass Hochbegabte in der Schule besser sind?

…oder anders, dass sie keine Probleme in der Schule haben (dürfen)?

Erstmal heißt “Hochbegabung” ja lediglich, dass der IQ einen bestimmten Wert übersteigt. es wird nichts darüber gesagt, wie das Kind lernt (obwohl manche Tests das mit abdecken), es sagt nichts darüber aus ob das Kind vielleicht Probleme daheim hat oder ob es die Lehrperson leiden kann (oder umgekehrt).

Dann  höre ich oft von “Fördermaßnahmen für Hochbegabte” – und fast genauso oft Bedingungen die daran geknüpft sind: “erst den normalen Stoff, dann gibt es Zusatzaufgaben” oder “erst wenn Du Dich gut/angemessen verhältst”. Manchmal fallen auch Aussagen wie “der/die kann nicht hochbegabt sein, der/die kann ja nicht mal xy”.

Nun ist es aber so, dass Hochbegabte sich in der Schule nicht selten massivst langweilen. Und aus dieser Langeweile resultieren verschiedenste Verhaltensweisen, je nach Charakter, aber selten in die Richtung “ich lerne jetzt das was mir da vorne befohlen wird”. Häufiger findet man “Klassenclown” oder “Träumer” oder “Verweigerer”. Wenn man nun keine Lehrkraft hat, der sich diese Kinder anvertrauen können oder gar nur welche, die Hochbegabung mit Hochleistung (im schulischen Sinne) gleichsetzen, wird es schwierig für die Kinder. Sie werden nicht gesehen, die Probleme treten in den Vordergrund, oft wird der Verdacht “ADHS” geäußert – es kommt sogar vor, dass ein entsprechend hoch ausgefallener IQ-Test angezweifelt wird.

Da ist es schwer, als Eltern und vor allem als Kind nicht an sich zu zweifeln. Viel eher ist doch aber ein System anzuzweifeln, das sich Bildung auf die Fahnen schreibt, jedoch an “nicht-normgerechten” Schülern verzweifelt. Ein System, das den Blick auf die Fehler und Defizite richtet statt auf den Menschen dahinter.