Familie in Vielfachbelastung


Es gibt sicherlich viele Themen, die Dich gerade umtreiben:

  • Wann machen die Kindergärten wieder auf?
  • Wann kann mein Kind wieder in die Schule, wenn es nicht zu einer Abschlussklasse gehört?
  • Muss mein Kind alles nachholen, was verpasst wurde?
  • Kann ich dann weiter Home Office machen?
  • Wie soll ich das meinem Chef erklären?
  • Wie soll ich das finanziell stemmen?
  • Ich laufe auf ein Burnout zu und kein Ende ist in Sicht!

Ist dem nicht so? Klasse, dann kannst Du diesen Blogeintrag auch überspringen - und vielleicht zu den Tipps für garantiertes Durchdrehen weiterscrollen 🙂

Ansonsten:

Stop! Gedankenkarussell einmal anhalten!

Das ist einfacher gesagt als getan, das weiß ich. Versuche es trotzdem - oder lasse es an Dir vorbei drehen und versuche Dir die Themen anzuschauen, wenn sie vorbei kommen. Die großen Unklarheiten des "wann" kannst Du, so besch*** das ist, gerade gar nicht beeinflussen, nur annehmen. Es ist schwer, es ist unfair, es ist belastend. Das ist klar. Aber wenn Du es nicht ändern kannst, dann verschiebe das Nachdenken darüber am besten auf "später". Das heißt nicht, das Thema zu ignorieren. Aber jetzt ist einfach nicht der Zeitpunkt, an dem darüber nachdenken hilft. Und der Gedanke wird wiederkommen, ganz sicher.

Der nächste wichtige Punkt: Du!

Wie geht es Dir? Hast Du Bedenken das aktuelle Tempo, die vielen Anforderungen, den Stress so noch länger durchzuhalten? Dann tritt auf die Bremse. Niemandem ist geholfen, wenn Du zusammenklappst, am allerwenigsten Dir und Deiner Familie. Gibt es Möglichkeiten, wie Du Dir etwas Gutes tun kannst? Hilft Dir zum Beispiel eine kleine Auszeit am Tag schon oder muss irgendwo eine Menge Druck raus, damit Du überhaupt wieder klar denken kannst? Falls Du meinst, kurz vor dem Burnout zu stehen, ist ein Selbsttest bei der Deutschen Depressionshilfe vielleicht eine Option, als erster Hinweis darauf, wie es akut steht und ob ein Gang zum Arzt erforderlich wäre. Vielleicht weißt Du gerade gar nicht, was Dir helfen kann. Dann sprich mich gerne an, bis zum Ende der Ausgangssperre gilt noch das "Einfach mal reden"-Angebot: eine halbe Stunde nur für Dich und Deine Themen.

Arbeit, Finanzen und der ganze Rest

Mit vielen Menschen lässt sich aktuell reden, da alle in derselben Situation sitzen. Klar, es mag Typen geben, die trotzdem stur ihre Linie fahren. Aber einen Versuch ist es wert. Schließlich haben die meisten dann doch selber auch Familie.

Es gibt verschiedene finanzielle Hilfen, die beantragt werden können. Und für die Bildungssituation formieren sich gerade einige Gruppen und Petitionen. Falls Du dafür gerade keine Kraft hast, sind das übrigens auch Themen, bei denen ich Dir von außen Unterstützung liefern kann.

Was sind aktuell Deine größten Herausforderungen? 

Lass es mich wissen, ich nehme gerne dazu Stellung.

Weitere Tipps zum Thema Überlastung in diesen Zeiten findest Du jetzt auch beim Familiengarten von Julia Wittor.

Durchdrehen leicht gemacht

Eine Anleitung für garantierten Wahnsinn während der Corona-Krise. Folge einfach dem Plan hier Schritt für Schritt und schon nach wenigen Tagen wirst Du merken, wie Dir langsam nach Schreien zu Mute sein wird. Dann nach Flucht. Oder zumindest einer Auszeit in der Arktis. Durchdrehen leicht gemacht eben.

Schritt 1: Mache Dir einen detaillierten Tagesplan

Gestalte den Plan so detailliert und umfangreich wie möglich. Du hast Kinder? Prima, noch mehr Aufgaben für die To-do-Liste. Speziell wenn es Schulkinder sind, denn dann hast Du die Möglichkeit auch noch Schulaufgaben zu notieren. Und damit ist es nicht getan, diese Liste ist natürlich auch abzuarbeiten. Nach Termin. Klar, oder?

Schritt 2: Gehe über Deine Grenzen

Je mehr, je besser. Hunger, Durst, Pipi? Überbewertet. Augen zu und durch. Aufwischen kannst Du später. Ach ja, das gehört dann auch auf den Tagesplan! Müdigkeit? Gibt es nicht. Schlafen kannst Du danach, wann auch immer "danach" ist. Raus musst Du auch nicht - außer es gehört zu einer von Deinen Aufgaben auf der Liste. Und vermeide tunlichst alles, was Dir gut tun würde.

Schritt 3: Fange Streit mit Deinem Partner an

Nichtigkeiten reichen dafür aus. Wichtig ist, auf gar keinen Fall zurückzurudern und im Anschluss auch nicht ein Gespräch zu suchen. Beharre auf Deiner Meinung. Immer. Als Bonus kannst Du das Thema auch immer wieder auf den Tisch bringen, ob es gerade passt oder nicht. Gute Stimmung in der Familie ist so dauerhaft gesichert.

Schritt 4: Lade Dir noch mehr Aufgaben auf

Der Nachbar klagt so über Mückenstiche? Dann kannst Du ja anbieten den Einkauf für ihn mit zu übernehmen. Oder der netten Lehrerin, die so wenige Aufgaben bereitstellt, die Kopien für die Aufgabenblätter auf Deinem Drucker zu machen. Außerdem wäre es jetzt ja an der Zeit auszumisten - bei den Schwiegereltern, natürlich nur mit genügend Abstand zu ihnen.


Ich denke, diese Schritte sollten reichen, um mit Sicherheit nach spätestens einer Woche durchzudrehen. Ist das nicht der Fall... hast Du offensichtlich ein besonders starkes Gemüt. Dann herzlichen Glückwunsch. 🙂

Ein Tag in Bildern

Ein typischer Tag während der Ausgangsbeschränkung:

Typische Spielzeugecke. Man beachte das Männchen mit den Weinflaschen ganz vorne

Rausgehen, um den Kopf frei zu kriegen. Hier beim Radrennen mit Sohn

Ziel erreicht. Gähnende Leere auf dem Spielplatz, der sowieso gesperrt ist.

Dann eben puzzlen mit der Tochter daheim.

Oder Wasserspiele mit und ohne Legosteine auf dem Balkon machen.

...und wenn man mal nicht hinschaut, weil man das Essen macht...

Spiele daheim erfinden

Wie geht das überhaupt, Spiele daheim erfinden? Wenn alle Spielsachen langsam langweilig zu werden beginnen, man nicht ständig neues kaufen kann oder will und alle Bewegung brauchen: Dann schlägt die Stunde der kreativen Nutzung von vorhandenen Gegenständen.

Picturecredit: kawing921  @depositphotos.com


Kreativität - eine längst verlernte Fähigkeit?

Beobachte ich das Spiel der Kinder, frage ich mich manchmal, woher die kleinen Racker ihre Ideen nehmen. Da sprudeln die Ideen wie ein wilder Bergbach und ich als Erwachsene stehe daneben und staune. Denn bei den Kindern gilt, was wir längst verlernt haben: Jede Idee gilt. Zunächst mal ist nichts (oder nur wenig) schlicht unmöglich. Der Ritter kann fliegen, der Dinosaurier Pfeile schießen, der Boden ist Lava...

Tatsächlich können wir Erwachsenen das aber auch (wieder) lernen. Je mehr Spaß man an unkonventionellen Dingen hat, desto leichter. Eine der Techniken dazu ist ziemlich bekannt und nennt sich Brainstorming. Im Großen und Ganzen werden einfach jede Menge mögliche Lösungen für ein Problem generiert, ohne zu werten. Da darf "Magie" neben "Schraubverbindung" stehen. Je abgedrehter man sich erlaubt zu denken, desto interessantere Dinge kommen heraus. Und tatsächlich sehr oft auch brauchbares abseits des üblichen Weges. Das Schwierigste ist am Anfang wirklich, sich zurückzunehmen und nicht zu werten.

Aber wie jetzt auf Spiele anwenden?

Der Haushalt ist voller Dinge, die genutzt werden können. Praktisch ist etwas mit einem nicht zu eingeschränkten Einsatzgebiet. Ein Mixer ist jetzt zum Beispiel nicht unbedingt zu empfehlen, ein Tragetuch dagegen schon. 

Da ist jetzt dieses Tragetuch, das man auf verschiedene Weise binden kann. Eigentlich an den Körper, aber warum nicht zum Beispiel an den Tisch? Je nach Position wird daraus eine Höhle oder eine Hängematte oder einfach ein Tuch am Tischbein. Leute mit zweigeschossiger Wohnung könnten es auch an das Treppengeländer knoten -> Schaukel oder Kletterseil. Am Tuch kann man ziehen. Also kann man damit auch Tauziehen. Oder einen Kran daraus fertigen, mit schicker Schlaufe zum Warentransport. Vielleicht habt Ihr noch mehr Ideen? Wenn ja, kommentiert doch bitte, ich bin neugierig!

Eine Entdeckung, die ich kürzlich gemacht habe, war die vielseitige Verwendbarkeit von Holzeisenbahnschienen. Als Kreise auf den Boden gelegt ergeben sie einen prima Parcours zum Springen oder für das Spiel "Der Boden ist Lava". Auf eine schräg gestellte Matratze platziert eignen sie sich als Murmelbahn. Mehrere Schienen aneinander gehängt sind eine Verlängerung für den Arm, um Dinge unter dem Bett herauszuziehen. Außerdem dienen sie den Kindern auch mal als Absperrung für einen Zoo, als Rennstrecke für Autos - oder als Holzschwerter...

Von Aktivitäten zu eigenen Spielen

Die Grenze ist an sich fließend, aus dem "von Reifen zu Reifen hüpfen" mit den Schienenkreisen lässt sich zum Beispiel schnell auch ein Spiel mit Regeln machen: Die Kreise könnten mit Zahlen versehen werden und nur in bestimmter Reihenfolge durchsprungen werden. Oder nur auf einem Bein. Oder man wirft zuvor einen Ball (oder Sockenpäckchen) und hüpft dorthin, wo der Ball gelandet ist, um ihn aufzuheben. Die Kreise könnten auch schlicht Zielscheiben werden.

Es hilft, selber die angedachte Aktivität einmal (mit) zu machen und sich dann zu fragen: "und was geht jetzt noch" oder "wie komme ich da anders entlang". In der Art ist vor vielen Jahren auf einer Nikolausfeier das Spiel "Schranke" entstanden: Es gab einen freien Raum zwischen allen Tischen, relativ schmal, aber lang. Dort einfach entlang zu laufen war eine Weile lustig, aber dauerhaft dann doch zu langweilig. Für Fangen war der Platz zu klein. Aber jemanden in die Mitte zu stellen, der nicht hinter den anderen herlaufen durfte, sondern als Schranke versuchte Leute aufzuhalten, das ging prima - und beschäftige fast ein Dutzend Kinder sicherlich eine Stunde lang. Ich war übrigens eins davon.

Und noch ein paar Worte zu eigenen Brettspielen

Auch das geht, ist allerdings etwas komplizierter, jedenfalls wenn es halbwegs ausbalanciert sein soll. Das ist am Anfang aber egal. Ich würde mit einem bekannten und einfachen Brettspiel (Mensch Ärgere Dich Nicht wäre so eins) starten und dort die Regeln verändern und/oder Zusatzelemente einführen. Das Spielbrett auf einen anderen Untergrund, wie zum Beispiel eine Flusslandschaft, übertragen ist auch eine nette Idee. Meist kommen dabei schon weitere Ideen auf, die eingebaut werden können (Brücken, Krokodile...).

Ran an die Spielbretter. Schickt mir gerne Eure Kreationen. Oder schreibt etwas in den Kommentaren dazu.

Angst vor Veränderung

Wer kennt es nicht: Dieses Bauchkribbeln bis -grummeln, wenn eine größere Entscheidung ansteht? Wenn unklar ist, ob die Entscheidung eine gute sein wird? Wenn sich eine ungewisse vage Angst breit macht vor dem, was kommen mag, wenn man sich entschieden hat? Diese Angst, dieses Bauchgrummeln, will Dir etwas sagen.

Was Dir die Angst sagen möchte

Tatsächlich möchte dieses Gefühl, diese Angst vor Veränderung, Dich schützen, vor unbedachten Entscheidungen und vor "Gefahren". Ein interner Warnmechanismus, der mehr oder weniger stark ausgeprägt sein kann. Üblicherweise sind es aber wenige Entscheidungen, die wirklich gefährlich für uns werden können. Heutzutage lauern eher wenige Tiger in den Wäldern und Flusspferde sind bei uns auch nicht heimisch. Natürlich verlassen wir die Komfortzone, wenn wir z.B. einen Job kündigen oder in die Selbständigkeit wollen. Oder falls wir uns für eine in unserer Gesellschaft eher unübliche Art der Betreuung oder Schule entscheiden. Aber wirklich gefährlich, im Sinne von Gefahr für Leib und Leben, besteht üblicherweise nicht. Es ist also sehr nett von dem Gefühl uns warnen zu wollen; in den meisten Fällen ist es aber übervorsichtig.

Was kannst Du der Angst vor Veränderung entgegensetzen?

Ob eine Entscheidung letztlich "richtig" ist oder nicht, kann niemand vorher wissen. Das heißt, es ist eine Entscheidung. Nicht mehr und nicht weniger. Sie wird Konsequenzen haben. Einige davon werden Dir vorher bewusst sein, andere tauchen später auf. Und dann ist immer noch Zeit darauf einzugehen. Es kann auch sein, dass Du beschließt, dass die Entscheidung nicht das Richtige war (zu diesem Zeitpunkt). Auch das darf sein. Dann hast Du etwas Wichtiges gelernt. Aber: Das ist kein Scheitern! Auch wenn die innere Stimme dann vielleicht sagt: "Wusste ich es doch!".

Um der Angst zu begegnen oder sie ein bisschen auszutricksen, kannst Du versuchen, 2-3 Schritte weiter in die Zukunft zu denken. Wie wirst Du Dich fühlen, wenn die Entscheidung gemacht ist, wenn die ersten Schritte "danach" hinter Dir liegen? Wäre Dir leichter zu Mute? Fühlst Du allein beim Gedanken eine große Welle an Energie? Das ist ein gutes Indiz dafür, dass die Entscheidung Dich eher in Deine Richtung führen wird. Es fehlt nur ein kleiner Schubs für den ersten Schritt. Fühlt es sich hingegen unsicher oder schwer an, dann ist es vielleicht noch nicht der richtige Zeitpunkt.

Und wenn diese Angst vor Veränderung alles irgendwie blockiert?

Vorweg: Weg geht sie nicht, sie hat einen wichtigen Grund da zu sein. Aber Du kannst Dich ihr stellen. Und: Du musst das auch nicht allein tun. Oft hilft es, wenn man sich mit anderen Menschen austauscht, die Pro und Kontra Punkte nochmal durchgeht, die Angst vor der Entscheidung anspricht oder ausspricht. Denn die kennt fast jeder in irgendeiner Art und Weise.

Ich helfe Dir gerne dabei, den ersten Schritt zu machen. Melde Dich einfach für ein kostenloses und unverbindliches Kennenlerngespräch an.