Ich muss zugeben, von dem Thema Schule sind wir noch ein Stück
entfernt mit einem Kann-Kind, das erst kommendes Jahr 6 wird. Trotzdem
habe ich mich schon einmal mit dem Thema beschäftigt, da mir recht klar
ist, dass unsere hiesige Regelschule vermutlich nicht der Weg der Wahl
ist.
Den Anstoß dazu hat mir mein Sohn selbst gegeben. Er lernt das, was
ihn interessiert – und verweigert so ziemlich alles an Anforderungen für
Aktivitäten, die er nicht mag. Er hasst es korrigiert zu werden. Er
lernt nicht durch probieren, sondern durch lange zugucken, bis er es zum
ersten Mal selber versucht. Dann klappt es auch meist sofort. Er weiß
ziemlich genau wo seine (motorischen) Grenzen sind und kann recht gut
einschätzen ob das, was er machen will, ihm schon möglich ist. Ist es
das nicht, fängt er auch nicht an. Oder er ist schnell frustriert, wenn
es eben nicht sofort klappt.
Dass er aber lernen will und sich interessiert, das ist sehr gut zu
merken. Er stellt viele Fragen und merkt sich die Antworten auch sofort.
Er beobachtet genau und erkennt viele Details. Eine Zeit lang waren
Buchstaben interessant und Zahlen, dann Bäume und Automarken, dann “was
alles schwimmt und was nicht” (die Forschungen sind noch nicht
abgeschlossen ? ). Allerdings lernt er das nicht nach Stundenplan,
sondern so zwischendurch wie es ihn gerade interessiert. Und ich bin mir
bei ihm sehr sicher, dass er unter äußerem Zwang ganz schnell gar nicht
mehr lernen mag, zumal er Dinge recht flott begreift und sehr schnell
gelangweilt ist bei Wiederholungen.
So, aber was tun, wenn die Regelschule viele Wiederholungen vorsieht,
der Kindergarten schon vorbereiten will mit “Stillsitzen üben”? Das war
der Punkt, an dem ich mich mit anderen Schulformen auseinander gesetzt
habe und damit, wie Lernen überhaupt “funktioniert”. Aus meiner
Schulzeit weiß ich noch, wie viel vom Lehrer abhängt: ist er begeistert
dabei, kann er auch bei so trockenen Themen wie Politik die Schüler
mitreißen. Stimmt die Chemie nicht, wird es schwieriger. Aber das allein
macht den Lern-Erfolg nicht aus. Lernen geschieht aus dem Inneren
heraus: interessiert mich etwas, bin ich motiviert, mehr darüber zu
erfahren. Man sehe sich nur mal das Wissen an, was viele Kinder im
Vorschulalter über Dinosaurier (oder Pokemon, oder Feen, oder ähnliches)
anhäufen. Der Wille zu lernen ist also da, bei allen Kindern. Nur ist
weder das Wissen über Dinosaurier (außer in Geschichte und evtl
Biologie), Pokemon oder Feen besonders “schultauglich” – aus Sicht der
Regelschule.
Es gibt aber Schulen, an denen weniger Wert auf Stundenpläne,
bestimmte Inhalte zu bestimmten Zeiten und Notenvergabe gelegt wird. Wo
das Vertrauen in den Lernwillen der Schüler extrem hoch ist und die
Bewertungsfreude extrem niedrig. Die bekanntesten Schulformen sind wohl
Montessori und Waldorf, wobei auch dort eine Menge von der Umsetzung des
Konzeptes abhängt. Seit neuestem kommen noch verschiedene freie und
demokratische Schulen dazu. Auch dort hängt es, wie immer, von Konzept
und Lehrpersonen ab.
Man kommt also keinesfalls darum herum, sich genauer anzuschauen was
sich hinter dem Konzept verbirgt. Zumindest hier in der Gegend wird ein
Tag der Offenen Tür angeboten und ein Informationsabend (letzterer auch
an den Regelschulen). Es lohnt sich, dort hinzugehen, ganz besonders
wenn man noch nicht sicher ist welche Schule es werden soll. Nehmt Euch
Zeit. Fragt Eltern, die dort schon Kinder haben, wenn möglich.