Problemlösung (im Rollenspiel)

Der Kern eines (verbalen) Konfliktes sind üblicherweise unterschiedliche Vorstellungen, wie etwas zu sein hätte. In der Situation selber fällt es uns schwer, auf den anderen einzugehen. Außer man ist vielleicht schon sehr geübt in der Gewaltfreien Kommunikation oder ruht so sehr in sich, dass man einfach nicht „eskaliert“. Alle anderen kennen das sicher: ein Wort gibt das andere und am Ende sind beide beleidigt.

Nach dem Konflikt bietet das Rollenspiel eine gute Möglichkeit. Man kann in sicherem Rahmen den Konflikt mit vertauschten Rollen noch einmal durchleben und lernt so die Seite des „anderen“ kennen. Augenmerk ist dabei nicht auf den reinen Worten, sondern besonders auf den Gefühlen der Teilnehmer. Also in der Art „Wie fühlt es sich an wenn er/sie das zu Dir sagt?“ Damit erzeuge ich ein Grundverständnis für den anderen und seine Gefühle. Und diese Basis dient dann dazu, den Konflikt ursächlich zu lösen.

Eine Weiterführung ist das Ganze als Elternteil aus der Sicht des Kindes zu erleben. Also bewusst in die Rolle des Kindes zu schlüpfen, das sich gerade „daneben benommen“ hat und dafür eine Reaktion des Elternteils erlebte, auf das dieses vielleicht nicht so stolz ist.

Schulwahl – welche Schule für mein Kind

Ich muss zugeben, von dem Thema Schule sind wir noch ein Stück entfernt mit einem Kann-Kind, das erst kommendes Jahr 6 wird. Trotzdem habe ich mich schon einmal mit dem Thema beschäftigt, da mir recht klar ist, dass unsere hiesige Regelschule vermutlich nicht der Weg der Wahl ist.

Den Anstoß dazu hat mir mein Sohn selbst gegeben. Er lernt das, was ihn interessiert – und verweigert so ziemlich alles an Anforderungen für Aktivitäten, die er nicht mag. Er hasst es korrigiert zu werden. Er lernt nicht durch probieren, sondern durch lange zugucken, bis er es zum ersten Mal selber versucht. Dann klappt es auch meist sofort. Er weiß ziemlich genau wo seine (motorischen) Grenzen sind und kann recht gut einschätzen ob das, was er machen will, ihm schon möglich ist. Ist es das nicht, fängt er auch nicht an. Oder er ist schnell frustriert, wenn es eben nicht sofort klappt.

Dass er aber lernen will und sich interessiert, das ist sehr gut zu merken. Er stellt viele Fragen und merkt sich die Antworten auch sofort. Er beobachtet genau und erkennt viele Details. Eine Zeit lang waren Buchstaben interessant und Zahlen, dann Bäume und Automarken, dann “was alles schwimmt und was nicht” (die Forschungen sind noch nicht abgeschlossen ? ). Allerdings lernt er das nicht nach Stundenplan, sondern so zwischendurch wie es ihn gerade interessiert. Und ich bin mir bei ihm sehr sicher, dass er unter äußerem Zwang ganz schnell gar nicht mehr lernen mag, zumal er Dinge recht flott begreift und sehr schnell gelangweilt ist bei Wiederholungen.

So, aber was tun, wenn die Regelschule viele Wiederholungen vorsieht, der Kindergarten schon vorbereiten will mit “Stillsitzen üben”? Das war der Punkt, an dem ich mich mit anderen Schulformen auseinander gesetzt habe und damit, wie Lernen überhaupt “funktioniert”. Aus meiner Schulzeit weiß ich noch, wie viel vom Lehrer abhängt: ist er begeistert dabei, kann er auch bei so trockenen Themen wie Politik die Schüler mitreißen. Stimmt die Chemie nicht, wird es schwieriger. Aber das allein macht den Lern-Erfolg nicht aus. Lernen geschieht aus dem Inneren heraus: interessiert mich etwas, bin ich motiviert, mehr darüber zu erfahren. Man sehe sich nur mal das Wissen an, was viele Kinder im Vorschulalter über Dinosaurier (oder Pokemon, oder Feen, oder ähnliches) anhäufen. Der Wille zu lernen ist also da, bei allen Kindern. Nur ist weder das Wissen über Dinosaurier (außer in Geschichte und evtl Biologie), Pokemon oder Feen besonders “schultauglich” – aus Sicht der Regelschule.

Es gibt aber Schulen, an denen weniger Wert auf Stundenpläne, bestimmte Inhalte zu bestimmten Zeiten und Notenvergabe gelegt wird. Wo das Vertrauen in den Lernwillen der Schüler extrem hoch ist und die Bewertungsfreude extrem niedrig. Die bekanntesten Schulformen sind wohl Montessori und Waldorf, wobei auch dort eine Menge von der Umsetzung des Konzeptes abhängt. Seit neuestem kommen noch verschiedene freie und demokratische Schulen dazu. Auch dort hängt es, wie immer, von Konzept und Lehrpersonen ab.

Man kommt also keinesfalls darum herum, sich genauer anzuschauen was sich hinter dem Konzept verbirgt. Zumindest hier in der Gegend wird ein Tag der Offenen Tür angeboten und ein Informationsabend (letzterer auch an den Regelschulen). Es lohnt sich, dort hinzugehen, ganz besonders wenn man noch nicht sicher ist welche Schule es werden soll. Nehmt Euch Zeit. Fragt Eltern, die dort schon Kinder haben, wenn möglich.

Wer sagt denn, dass Hochbegabte in der Schule besser sind?

…oder anders, dass sie keine Probleme in der Schule haben (dürfen)?

Erstmal heißt “Hochbegabung” ja lediglich, dass der IQ einen bestimmten Wert übersteigt. es wird nichts darüber gesagt, wie das Kind lernt (obwohl manche Tests das mit abdecken), es sagt nichts darüber aus ob das Kind vielleicht Probleme daheim hat oder ob es die Lehrperson leiden kann (oder umgekehrt).

Dann  höre ich oft von “Fördermaßnahmen für Hochbegabte” – und fast genauso oft Bedingungen die daran geknüpft sind: “erst den normalen Stoff, dann gibt es Zusatzaufgaben” oder “erst wenn Du Dich gut/angemessen verhältst”. Manchmal fallen auch Aussagen wie “der/die kann nicht hochbegabt sein, der/die kann ja nicht mal xy”.

Nun ist es aber so, dass Hochbegabte sich in der Schule nicht selten massivst langweilen. Und aus dieser Langeweile resultieren verschiedenste Verhaltensweisen, je nach Charakter, aber selten in die Richtung “ich lerne jetzt das was mir da vorne befohlen wird”. Häufiger findet man “Klassenclown” oder “Träumer” oder “Verweigerer”. Wenn man nun keine Lehrkraft hat, der sich diese Kinder anvertrauen können oder gar nur welche, die Hochbegabung mit Hochleistung (im schulischen Sinne) gleichsetzen, wird es schwierig für die Kinder. Sie werden nicht gesehen, die Probleme treten in den Vordergrund, oft wird der Verdacht “ADHS” geäußert – es kommt sogar vor, dass ein entsprechend hoch ausgefallener IQ-Test angezweifelt wird.

Da ist es schwer, als Eltern und vor allem als Kind nicht an sich zu zweifeln. Viel eher ist doch aber ein System anzuzweifeln, das sich Bildung auf die Fahnen schreibt, jedoch an “nicht-normgerechten” Schülern verzweifelt. Ein System, das den Blick auf die Fehler und Defizite richtet statt auf den Menschen dahinter.

Friedvolle Elternschaft und Rollenspiel?

Ein Gedanke, der seit kurzem immer mal wieder in meinem Kopf kreist, ist: kann man bzw. ich friedvolle Elternschaft und Rollenspiel miteinander verbinden?

Auf den ersten Blick hat es wenig miteinander gemein: friedvolle Elternschaft ist ein Ziel, eine Art kleine Menschen zu sehen, eine Einstellung. Rollenspiel ist ein Hobby, bei dem es darum geht jemanden darzustellen, der man nicht ist.

Moment mal… der man nicht ist? Ist da vielleicht doch ein Zusammenhang? Wer von uns kann schon direkt von sich behaupten “jop, ich bin ein friedvolles Elternteil, ich hab das voll drauf”? Wäre da nicht ein Punkt, sich an seltsame Themen heranzutasten und “was wäre wenn” zu spielen? Mit dem tollen Vorteil, dass man das in einer sicheren Umgebung tut, denn man kann so viel Distanz zu der handelnden Person (dem Alter Ego oder Charakter) behalten wie man möchte und man experimentiert nicht mit den (eigenen) Kindern. Auf der anderen Seite kann man sich aber auch recht tief in Situationen reinfühlen. Beim Spielleiter ist da natürlich Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen gefragt, aber gerade das finde ich unglaublich spannend.